SLVN Positionspapier „Übergangsmanagement“

Die Sicherung der Ausbildungsfähigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe!
[quote align=“center“ color=“#999999″]Das Erreichen der Ausbildungsreife ist nicht nur Aufgabe einer einzigen Schulform. Gelingensvoraussetzung ist neben der engen Zusammenarbeit zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen die Vernetzung mit regionalen Partnern und Vertretern der verschiedenen Berufsfelder.[/quote]

Für junge Menschen sind die Übergänge von allgemein bildenden Schulen in Ausbildung und danach in möglichst unbefristete, entgeltliche Tätigkeit häufig schwierig. Die Grundanforderungen für das Ergreifen eines Ausbildungsberufes sind einerseits gestiegen, andererseits entspricht das Leistungsbild vieler Jugendlicher häufig nicht der hierfür notwendigen Ausbildungsreife.
Berufsvorbereitung ist daher ebenso ein wesentlicher Bestandteil des berufsschulischen Bildungsangebots. Berufseinstiegsschulformen und Berufsfachschulen an berufsbildenden Schulen sind für viele Jugendliche notwendige Angebote, um die erforderliche Ausbildungsreife zu erwerben.
Ihr Abschaffen oder / und ein zeitliches Reduzieren von berufsvorbereitenden Maßnahmen an berufsbildenden Schulen führen einerseits zu keiner Verbesserung des Übergangssystems Schule – Beruf und andererseits zu einer weiteren deutlichen Mehrbelastung allgemein bildender Schulen, wobei schon jetzt das Durchführen der Kompetenzfeststellungsverfahren ein merklicher Mehraufwand im Schulalltag darstellt.
Berufsorientierende Maßnahmen und berufsvorbereitende Angebote müssen aus unserer Sicht aufeinander aufbauen, so wie bestehende Kooperationen zwischen allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen es bereits belegen. Sie bedürfen einer stetigen Evaluation, damit Ausbildungsreife bei den Teilnehmenden wachsen kann. Erziehungsberechtigte sind dabei in den Begleitprozess der Berufsorientierung und –findung ihrer Kinder verstärkt einzubeziehen.
Das Schaffen eines gelingenden und verlässlichen Miteinanders durch ein verbindliches schulformübergreifendes Übergangsmanagement ist unabdingbar!
Zahlreiche Institutionen, unter anderem die Agentur für Arbeit, Job Center u25, Jugendhilfeträger, sind neben weiteren Akteuren an der Schwelle Übergang Schule-Beruf aktiv. Für viele Jugendliche stellt sich hier eine teilweise unüberwindbare Herausforderung, in diesem unübersichtlichen System von Bildungsinstitutionen und -angeboten, passende, an ihren Voraussetzungen, Zielen und Lebenslagen anknüpfende Anschlüsse zu finden. Lernende brauchen aber gerade in dieser Lebensphase eine kontinuierliche und verlässliche Begleitung, wenn präventiv Sozialisationsbrüche im Übergang Schule – Beruf vermieden werden sollen. Ein ständiger Wechsel von Ansprechpartnern aufgrund verschiedenster parallel greifender staatlicher Förderprogramme begünstigt auf keinen Fall emotionale Entwicklungsstabilität und auch ggf. nötige Krisenintervention kann dann nur schwerlich gelingen. Ein Abbau der Unübersichtlichkeit von Angeboten und Maßnahmen ist anzustreben.
Gemeinsame Konzepte und bindende Kooperationen als Grundlage für gelingende Berufswegeplanung gibt es aber nicht gratis!
Ohne eine ausreichende Finanzierung zusätzlicher Personal- und das Bereitstellen von ausreichenden Zeitressourcen sind alle gut gemeinten Konzepte und Kooperationen zwischen allgemein bildenden Schulen und Berufsschulen zum Scheitern verurteilt.
Mehr Zeitkontingente sind nicht nur für die betreuenden Lehrkräfte, Unterstützer, sowie Fachbereichs- und Teamleitungen erforderlich, sondern insbesondere auch für die Koordination von Maßnahmen durch die Schulleitungen.
Derzeit wird Rahmen der Gesamtverantwortung von Schulleitungen erwartet, dass sie die Kooperationsprozesse „nebenbei“ miteinander gestalten und unterstützend regionale Konzepte im Übergangsmanagement entwickeln.
Ein gelingendes professionelles Übergangsmanagement bedarf aber der kommunalen Koordinierung und Steuerung!
Der SLVN erwartet daher von den bildungspolitisch Verantwortlichen, dass vorhandene und bewährte Angebote auf kommunaler Ebene gebündelt und ein regional abgestimmtes Konzept, gemeinsam mit allen Akteuren (allgemein bildenden Schulen, berufsbildenden Schulen, Schulträger, regionale Eltern- und Schülervertretungen, sowie regional etablierte Akteure im Bereich des Übergangsmanagements), entwickelt und umgesetzt wird.
Nicht die Vielzahl an Angeboten ist vorrangig gefragt, sondern ein effizientes Vernetzen von bewährten Angeboten.
Berufswegeplanung ist nicht nur in der Verantwortung von Schule, sondern ist eine gesellschaftspolitische Herausforderung für alle!
gez. Heike Bickmann
SLVN Ressort Berufliche Bildung