Qua vadis Schulleitungsqualifizierung?

06.03.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schulleiterinnen und Schulleiter,

nach § 43 des NSchG obliegt den Schulleiterinnen und Schulleitern an den niedersächsischen Schulen die Gesamtverantwortung. In dem noch relativ jungen Berufsbild Schulleitung werden Standards gesetzt und Erwartungen an Schulleitungen beschrieben, die an die Ausrichtung und Qualität der Arbeit der Schulleitung gestellt werden und darüber hinaus an ihre Haltung und ihre Kompetenzen.

Klar ist: Schulleitung ist nicht zuletzt seit der Einführung der eigenverantwortlichen Schule im Jahr 2007 eine hochkomplexe, anspruchsvolle, vielseitige und verantwortungsvolle Aufgabe. So schreibt der ehemalige Kultusminister Tonne im Vorwort des Berufsbildes Schulleitung: „[…] Im Rahmen der staatlichen Verantwortung und der Rechts- und Verwaltungsvorschriften sind die niedersächsischen Schulen eigenverantwortlich in Planung, Durchführung und Auswertung des Unterrichts, in der Erziehung sowie in ihrer Leitung, Organisation und Verwaltung. Die Schulleiterinnen und Schulleiter sind Motor und Weichensteller ihrer Schule – und zwar sowohl in der strategischen Ausrichtung wie auch der Bewältigung der Herausforderungen des Alltags.“ In der Wissenschaft ist darüber hinaus die Bedeutung der Schulleitung für die Qualität einer Schule eindeutig belegt.

Und was tut das Land Niedersachsen gerade?

  • Selbst ein Jahr nach der Implementierung des Berufsbildes Schulleitung (SVBL 02/2022) gibt es für die Schulleitungsqualifizierungskurse immer noch keinen neuen Handlungsleitfaden geschweige denn ein Curriculum.
  • Eine dazu aus dem Kultusministerium einberufene Arbeitsgruppe hat seit dem Sommer 2022 nicht mehr getagt. Es fehlt darüber hinaus an Rückmeldungen an die Teilnehmenden dieser Arbeitsgruppe zum Arbeitsstand, zum weiteren Vorgehen etc.
  • Die Qualität der Ausbildung der Trainer:innen für die Kurse neu ernannter Schulleiter:innen wurde massiv zurückgefahren – sowohl qualitativ als auch quantitativ.
  • Laut NLQ können im Kalenderjahr 2023 insgesamt nur fünf Kurse für neu ernannte Schulleiter:innen beginnen: Angeblich seien für mehr Kurse keine finanziellen Mittel vorhanden.
  • Somit wird es unmöglich, den großen Überhang an neu ernannten Schulleiter:innen, die bereits seit ein, zwei oder drei Jahren im Amt sind, aber noch nicht qualifiziert wurden, abzubauen.
  • Die Motivation vieler Trainer:innen, die diese Aufgabe neben ihrer Hauptaufgabe, der Leitung einer Schule, freiwillig übernehmen, hat durch die zunehmend veränderten Rahmenbedingungen stark gelitten. Dies betrifft beispielsweise das Verhältnis von Online- zu Präsenzveranstaltungen, die Verringerung von Haushaltsmitteln und die fehlende Einbeziehung der Expertise von Trainer:innen.

Was ist jetzt notwendig?

Es besteht akuter Handlungsbedarf. Der SLVN fordert kurzfristig:

  • eine qualifizierte Ausbildung in Breite und Tiefe für neue Trainer:innen.
  • die sofortige Einrichtung einer Vielzahl an Kursen, um den aufgestauten Überhang an noch nicht qualifizierten neu ernannten Schulleitungen innerhalb von 18 Monaten abzubauen.
  • Qualifizierungskurse, die der hochkomplexen Aufgaben gerecht werden und überwiegend in Präsenz stattfinden.
  • Transparenz hinsichtlich der Arbeitsgruppe „Qualifizierung“, zum neuen Kursdesign und zur inhaltlichen Ausrichtung der Qualifizierung für neu ernannte Schulleiter:innen unter Einbeziehung der Expertise von erfahrenen Schulleitungen sowie Trainer:innen.

Neben diesen erforderlichen Sofortmaßnahmen muss perspektivisch die Implementierung einer Führungsakademie für Leitungspersonal an Schulen erfolgen, weil damit sowohl eine hochwertige Qualifizierung sichergestellt als auch auf neue gesellschaftliche Herausforderungen besser reagiert werden kann (Flüchtlingskrise, Pandemie, Energiekrise, Fachkräftemangel …). Außerdem können in einer Führungsakademie die Kompetenzen besser gebündelt und das lebenslange Lernen, das selbstverständlich auch für Schulleitungen gilt, besser begleitet werden.

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Dr. René Mounajed, Stephan Lindhorst, Carsten Melchert, Judith Brandes-Bock
Gregor Ceylan, Sandra Heidrich, Timo Heiken, Ann-Charlotte Meinen, Angelika Meyer, Jan Pössel, Katja Tank und Sven Winkler