„…bestmögliche <strong>Aussch(r)öpfung</strong> des vorhandenen Potenzials (in Anlehnung an SWK-Studie, S. 7)“

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schulleiterinnen und Schulleiter,

die Analysen der SWK-Studie „Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel (2023)“ zur aktuellen Situation an Schulen sind zunächst triftig und richtig.

Die im Anschluss formulierten Zielsetzungen sind dann allerdings absurd, weil die Studie den Eindruck vermittelt, dass wir Lehrkräfte und Schulleitungen an vielen Stellen noch nicht am Limit seien, obwohl die Studie das eigentlich eingesteht („Viele Lehrkräfte haben in den vergangenen Jahren großes Engagement gezeigt“, S. 8). Die dann vorgeschlagenen Maßnahmen zur Gesunderhaltung („Achtsamkeit“) wirken so nahezu zynisch; die Studie schlägt an anderer Stelle sogar vor, die bereits gekürzte Altersermäßigung weiter zu kürzen oder ganz zu streichen. Zur Klarstellung: Es handelte sich dabei nicht um ein Geschenk, sondern um eine Fürsorgemaßnahme zur Gesunderhaltung.

Wir verstehen, dass kurzfristige Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung ergriffen werden müssen. Es ist aber demungeachtet zwingend erforderlich, dass die Bildungsministerien ihrer Fürsorgepflicht weiter nachkommen müssen: Wer nimmt, muss auch geben!

Der SLVN ist der Meinung, dass wir Lehrkräfte und Schulleitungen in den letzten Jahren mehr als angemessene Leistungen erbracht haben. Wenn jetzt diese bis zur Überlastung führenden Anforderungen noch weiter erhöht werden sollen, dann müssen endlich auch Gegenleistungen im Sinne von spürbaren Entlastungen erfolgen.

Die in der Studie vorgeschlagenen Entlastungen (1.7 „Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben“) sind im Kern richtig. Schulassistenten für IT/Sammlungen/Ablage etc. sind hilfreich.

Diese Entlastungen gehen aber noch nicht weit genug! Wir brauchen weiteres Personal an Schulen, z.B. Sozialpädagog:innen, Schulassistent:innen, medizinisches Fachpersonal, Verwaltungskräfte für Landesaufgaben, Möglichkeit zum Einsatz freiwillig und ehrenamtlich tätiger Personen.

Darüber hinaus regt der SLVN an, auch andere Entlastungspotentiale zu überprüfen:

  • Anzahl schriftlicher Leistungsfeststellungen
  • Entwicklung alternativer Prüfungsformate für alle Jahrgänge
  • In der SEK II: Reduzierung von Klausuren und Belegfächern: Ersatz durch mündliche Prüfungen oder alternative Formate
  • Praktikumsberichte und Facharbeiten (auch vor dem Hintergrund von KI)
  • Überprüfung und Entschlackung der Stundentafeln
  • Intensivierung von Projektarbeit
  • Förderung basaler Kompetenzen (De, Ma, En)
  • Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte
  • Rücknahme von Abordnungen und Versetzungen von Lehrkräften an MK, RLSB und NLQ
  • Beauftragungswesen für Fachberater:innen und Fachmoderator:innen
  • u.w.m.

Aus der Perspektive von Schulleitungen stellt der SLVN fest, dass die in der SWK-Studie vorgeschlagenen Maßnahmen dazu geeignet sind, den Krankenstand aufgrund von Überlastung weiter zu erhöhen. Immer mehr Langzeiterkrankungen kämen dazu. Das setzt dann die Schulleitungen, die Vertretungsunterrichte und Verlässlichkeiten gewährleisten müssen, zusätzlich unter Druck. Wie soll unter diesen Umständen z.B. der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule umgesetzt werden?

Dadurch werden noch mehr Schulleitungen an ihr Limit kommen, ausfallen oder sich entpflichten lassen. Zugleich wird der Beruf Schulleitung noch unattraktiver. Aus einem Leitbild wird ein Leidbild.

Der SLVN vermisst in der SWK-Studie den dringend erforderlichen Blick in die Zukunft. Das Ziel muss es doch sein, den Beruf der Lehrkraft und den Beruf der Schulleitung attraktiver zu gestalten, um Nachwuchskräfte zu gewinnen.

Mögliche Ideen:

  • Aufbau eines Dualen Studiums für Lehrkräfte
  • Aufbau einer Führungsakademie für angehende Schulleitungen
  • Entlastung von Verwaltungsaufgaben durch Verwaltungskräfte direkt an Schulen
  • Zeitgemäßere Prüfungs- und Unterrichtsformate
  • Abschaffung von Halbjahreszeugnissen mindestens bis Klasse 8, stattdessen z.B. Lern-entwicklungsgespräche
  • Überprüfung von Beleg- und Prüfungsverpflichtungen im Abitur
  • u.w.m.

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Dr. René Mounajed, Stephan Lindhorst, Carsten Melchert, Judith Brandes-Bock
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