„Grundschulen am Limit“ – Stellungnahmen des SLVN zu den HAZ-Artikeln vom 18.02. und 12.02.2020

„Überlastung: Grundschulen streichen Klassenfahrten“
(HAZ Artikel vom 18.02.20)

Mit Bestürzung hat der SLVN in den letzten Tagen die Berichterstattung in der HAZ verfolgt. Deutlich wird in den beiden oben genannten Artikeln das fehlende Verständnis der Arbeit der Lehrkräfte und der Schulleiterinnen an Grundschulen in Niedersachsen.

So ist seit Jahren ist die Überlastung der Grundschullehrkräfte ein Thema, dass uns in der Presse immer wieder verdeutlicht wird. Der Hilferuf der Schulen ist klar zu erkennen.

Grundschullehrer*innen haben weiterhin bei voller Unterrichtsverpflichtung 28 Stunden Unterricht in der Woche zu leisten. Daneben besteht die Vor- und Nachbereitungszeit, eine Vielzahl von Konferenzen und Elterngesprächen bei einer immer heterogeneren Schülerschaft und vieles mehr. Nachweislich kommen Grundschullehrer*innen auf eine Wochenarbeitszeit, die 40 Stunden weit überschreitet. Kommen dann noch die durch Lehrkräftemangel entstandene Unterversorgung der Schulen hinzu, übersteigt die Arbeit den Rahmen der Belastbarkeit.

Klassenfahrten fordern Lehrkräfte 24 Stunden am Tag. Insbesondere Grundschüler*innen verbringen die Zeit während der Klassenfahrt gemeinsam in ihrer Lerngruppe, die von den begleitenden Lehrkräften betreut und dauerhaft beaufsichtigt werden muss. Dafür erhalten diese pro Tag eine Plus-Stunde. Das entspricht jedoch bei weitem nicht dem zeitlichen Mehraufwand, der reell entsteht. Vor- und Nachbereitung einer Klassenfahrt sind Tätigkeiten, die zum allgemeinen Arbeitspensum hinzukommen und bei heterogenen Lerngruppen sehr viel Zeit kosten.

Auch der SLVN schließt sich der Meinung an, dass die Streichung von Klassenfahrten die Schüler*innen trifft. Dass Klassenfahrten für die Entwicklung der sozialen Kompetenzen der Grundschüler*innen einen wichtigen Beitrag leisten, ist unbestritten. Das Streichen von freiwilligen Zusatzangeboten wie die Organisation und Durchführung von Klassenfahrten ist jedoch eine Maßnahme, die der hohen Überlastung der Grundschullehrer*innen folgerichtig Rechnung trägt.

Der SLVN fordert:

Eine Reduzierung der Stundenverpflichtung, kleinere Klassenzahlen, multiprofessionelle Teams und eine Erhöhung der Entlastungsstunden als erste sichtbare Signale Richtung Grundschule, um dem drohenden Kollaps der Grundschulsysteme vorzubeugen.

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„Land sucht weiterhin 140 Schulleiterinnen“
(HAZ Artikel vom 12.02.20)

Bezugnehmend auf den Artikel von 12.2. wird zudem die fehlende Wertschätzung von Schulleitungen deutlich. Sie tragen an 3-5 Tagen zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft für mindestens 3 Stunden die organisatorische und inhaltliche Verantwortung für alle Kinder einer Ganztagsschule.

Das sind in der Woche 9 -15 Stunden qualitative Arbeit, die vor- und nachbereitet werden muss.

Dafür erhalten Schulleiter*innen kleiner Grundschulen eine Stunde Leitungszeit. Schulleiter*innen größerer Grundschulen bekommen keinerlei Stunden für diese Tätigkeit. Finanzielle Aufwertung wird keiner Leiter*in einer Grundschule gewährt.

Die angehobene Besoldung für die Schulleiter*innen kleiner Grundschulen ist jetzt auf dem Niveau einer Förderschullehrerin angekommen. Dies betrifft auch Hauptschulleitungen und Hauptschulleitungen an KGSsen. Konrektor*innen an Grundschulen verdienen immer noch weniger.

Der SLVN ist empört über die fehlende Wertschätzung der Arbeit von Lehrkräften und Schulleiter*innen, die in diesen Presseartikel in aller Deutlichkeit zu Tage tritt.

Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf das vom Verband erarbeitete Berufsbild Schulleitungen und die darin enthaltenen Forderungen in Bezug auf Leitungszeit und Besoldung:

Keine Leitung unter A14!

Eine maximale Unterrichtsverpflichtung von 10 Stunden!

Keine Schule ohne Stellvertretung mit entsprechender Entlastung und Besoldung A13+Z!