Hannover, 23.04.2020

Schulleitungsverbandes Niedersachsen (SLVN): Kolleg*innen blicken sorgenvoll in die kommende Woche

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Der SLVN hat unter corona@slvn.de zahlreiche Anfragen seiner Mitglieder aller Schulformen zur Öffnung der niedersächsischen Schulen erhalten und kommentiert. Hier folgt eine zusammenfassende Stellungnahme zu den Anliegen der Schulleitungen aller Schulformen.

1. Systemrelevanz
   Der SLVN fordert die Anerkennung der Berufsgruppe der Schulleiter*innen und der Lehrer*innen als systemrelevant und bittet um eine grundsätzliche und schnellstmögliche Klärung zur Abklärung der zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen für den Wiedereinstieg in den Unterricht.
2. Lerndefizite
   Der SLVN sieht Handlungsbedarf bezüglich der Anpassung der Curricula für das neue Schuljahr. Diese Aufgabe muss durch die Fachberater*innen erfolgen, geprüft und mit den Schulen kommuniziert werden, um Fachinhalte und -kompetenzen einheitlich curricular abzustimmen.
3. Unterrichtsbesuche und Dienstliche Beurteilungen
   Der SLVN stellt fest, dass die Unterrichtsbedingungen für Referendare in Corona-Zeiten außergewöhnlich sind und eine Unterrichtsberatung durch Fachleiter*in hier nicht sinnvoll ist. Wir fordern keine Unterrichtsbesuche der Ausbildenden bis zum Schuljahresende. Dasselbe gilt für Beamte auf Probe. Unterrichtsbesuche zur Feststellung der Bewährung dürfen nicht über die dreijährige Probezeit verschoben werden. Eine Dienstliche Beurteilung muss ohne Feststellung der Bewährung in dieser Ausnahmesituation möglich sein. Darüber hinaus fordern wir die Aussetzung der Unterrichtsbesuche bzgl. der Beförderungsstellen. Hier liegt die Fokussierung auf dem Gespräch zum Amt.
4. Abschlussprüfungen (Abitur, ABA)
   Der SLVN hat dazu in seiner Stellungnahme eine klare und begründetet Position formuliert und die Aussetzung aller Abschlussprüfungen eindringlich gefordert.
5. Hygienestandard
   Der SLVN hat größte Bedenken, dass Schulleitungen den geforderten Hygieneschutz angesichts der desolaten Sanitärsituation an vielen Schulen nicht erfüllen können. Eine Haftung für mangelnden Hygieneschutz kann nicht von Schulleiter*innen übernommen werden. Der Schulleiter*in muss eigenverantwortlich entscheiden, ob die Schule geöffnet werden kann und wie viel Unterricht angesichts der eingeschränkten personellen Ressourcen überhaupt abgeleistet werden kann.
6. Schulträger
   Der SLVN weist eindrücklich auf die mangelnde hygienische Versorgung (Desinfektion, Seife, Masken etc.) durch den Schulträger hin. Die Kommunikation mit dem Schulträger ist zermürbend und kann nicht auf den Schultern der Schulleitungen ausgetragen werden. Ohne Beschaffung der notwendigen Mittel ist eine Schulöffnung nicht zu verantworten.
7. Stornierung von Klassenfahrten
   Der SLVN hat in seinem Schreiben vom 31.3.2020 bereits um Antwort zu den Stornierungen gebeten. Eltern warten auf Rückzahlungen. Angesichts von Kurzarbeit und eingeschränkter finanzieller Mittel ist eine Klärung dringlich.
8. Förderschulen und Schulschließungen
   Der SLVN und der VdS fordern gemeinsam, dass den Förderschulen Geistige Entwicklung, Körperlich- Motorische –Entwicklung und Emotional-Soziale Entwicklung ausdrücklich der Entscheidungsspielraum eingeräumt werden sollte, den sukzessiven Wiedereinstieg in den Unterricht den räumlichen und hygienischen Standards abhängig von den Gegebenheiten vor Ort sowie der Schülerbeförderung und dem Einsatz von Schulbegleiter*nnen entsprechend zu gestalten.
9. Schulleiterbelastungen
   Der SLVN weist seit Jahren auf die besonderen Belastungen der Schulleitungen hin, insbesondere der kleinen Systeme, die nicht über ein Schulleitungsteam verfügen. Im Krisenmodus, wie in Corona-Zeiten, nehmen diese noch einmal besondere Ausmaße an: allein in Leitung, ohne zielführende Handlungsanweisungen, die klare Orientierung zum eigenverantwortlichen Handeln geben, stoßen Schulleitungen an ihre Belastungsgrenzen. Hier ist dringend Abhilfe zu schaffen.

Andrea Kunkel | Katharina Badenhop | Stephan Lindhorst | René Mounajed