Selbsttests verursachen erhebliche Schwierigkeiten

Hannover, 16. April 2021

Der SLVN steht nach wie vor hinter der Idee der Selbsttests und begrüßt an dieser Stelle eindeutig, dass der Kultusminister den Forderungen und Empfehlungen des SLVN und anderer Verbände entsprochen hat: die Testungen der Schüler:innen nach Hause und damit in die Hand der Eltern und Erziehungsberechtigten zu legen ist absolut richtig und korrekt.

Allerdings verursachen Auswahl und Verteilung der Tests in Teilen erhebliche Schwierigkeiten. So bemängeln insbesondere die damit scheinbar bevorzugt belieferten Gesamtschulen, dass sie Tests zum eigenständigen Zusammenstellen aus Großgebinden erhalten haben. In diesen befinden sich alle Teile (Tupfer, Teströhrchen, Extraktionslösung, Testkassette, etc.) jeweils separat verpackt, teilweise in 50er Dosen. Diese „Bastelsets“ müssen in mühevoller Kleinarbeit aus den erhaltenen größeren Einheiten in kleine Einheiten für jeden Schüler/jede Schülerin überführt werden. Der Arbeitsaufwand ist extrem. Dies wird deutlich, wenn bedacht wird, dass es Schulen mit 1600 oder mehr Schüler:innen gibt, die sich zweimal wöchentlich testen sollen. Dass hier zurzeit äußert knappe personelle Ressourcen von Schulleitung, Lehrkräften und Verwaltungspersonal zur Verteilung eingesetzt werden müssen, ist bei der momentanen personellen Versorgung nicht nachvollziehbar und nicht hinnehmbar.
Darüber hinaus ist die Kommissionierung der Einzelteile auf diesem Weg aus hygienischer Sicht als mindestens fragwürdig einzustufen. Außerdem stehen bei diesen Lieferungen keinerlei geeignete Transportbehälter für die Schüler:innen zur Verfügung. Tüten müssen von den Schulen zunächst über das Schulbudget beschafft werden. Auch das ist keine Dauerlösung und mutet zudem völlig unprofessionell an: Der Test in der Brötchentüte.

Ferner ist die Steuerung des Zulaufs der Tests bislang intransparent: keine Schule weiß im Vorfeld, ob sie überhaupt, wann und wieviel Tests sie erhalten wird.
Einige Schulen, die sich in Szenario C befinden, haben große Mengen von Tests erhalten, die sie wegen des Szenarios nicht benötigten und andere Schulen in anderen Szenarien dagegen haben erheblich zu wenig erhalten.

Auch die Auslieferung zeigt sich problematisch: so sind nicht nur die versprochenen Testkits nicht mehr zeitgerecht vor den Osterferien eingegangen, sondern es sind am vergangenen Wochenende zahlreiche Kartons von Lieferdiensten einfach vor den Schultüren abgestellt worden. Nur dem Einsatz von Nachbarn oder Hausmeisterteams und Schulleitungen ist es zu verdanken, dass hier keine größeren Vermögensschäden entstanden sind (1500 Tests entsprechen einem Einkaufspreis von fast 10.000 Euro).

Entgegen den Ausführungen des Kultusministeriums erachten wir die erhaltenen Tests als teilweise erheblich zu komplex. Sie verlangen ein großes motorisches Geschick. Die enthaltenen Anleitungen sind auch von älteren Schüler:innen nur schwer zu befolgen, die Mehrsprachigkeit in Deutsch und Englisch ist unzureichend, Piktogramme teils unklar. Für eine nicht geringe Anzahl von Familien sind die Tests aufgrund ihrer Unverständlichkeit nicht geeignet.
Darüber hinaus sind die Tests mit Hinweisen versehen wie „Nur unter Aufsicht von Erwachsenen“ zu verwenden, was bei einem großen Teil der Schüler:innen zu Schwierigkeiten führen wird, da die Eltern zum Testzeitpunkt direkt vor der Schule oft schon unterwegs sind.

Die Schulleitungen können diese Verantwortung nicht übernehmen.

Der SLVN fordert daher, dass

  • zukünftig nur noch Testkits beschafft werden, die einfach und vollständig je Schüler:in auszugeben sind,
  • künftig Testkits beschafft werden, die auch von allen Schüler:innen, unabhängig ihrer Herkunftssprache fehlerfrei bedient werden können; hier könnte auch ein offiziell vom Ministerium erstellter Erklärfilm helfen.
  • zukünftig Testkits beschafft werden, die von Schüler:innen aller Altersstufen problemlos zu Hause selbst und eigenständig gehandhabt werden können.
  • zukünftig korrekte und rechtzeitige Lieferavise erstellt werden, um damit eine zumindest rudimentäre Planung in Schulen und Verwaltung zu ermöglichen und Kosten durch Verluste zu vermeiden.

 

Andrea Kunkel | Katharina Badenhop | Sandra Heidrich | Stephan Lindhorst | Dr. René Mounajed | Sven Winkler