19.06.2023

Pressemitteilung

Seit mindestens fünf Jahren dürfen Gesamtschulen nur Lehrkräfte mit höherem Lehramt (Gymnasiallehrkräfte) einstellen. Das gilt auch für Oberschulen mit gymnasialem Zweig. Der Hintergrund: Die Grundschulen, Realschulen, Hauptschulen und Oberschulen sind zu schlecht versorgt – meist schlechter als Gymnasien und Gesamtschulen – daher gibt es diese Steuerungsvorgabe (Gesamtschulen und Oberschulen mit gymnasialem Zweig dürfen ausschließlich Stellen mit gymnasialem Lehramt und keine GHR-Stellen ausschreiben); nur minimale Ausnahmen werden auf Antrag gewährt. Diese Maßnahme zur Sicherung der Unterrichtsversorgung hat sicher einerseits ihre Berechtigung. Aber es gibt auch ein „andererseits“: Die Gesamtschulen und Oberschulen mit gymnasialer Oberstufe brauchen die Expertise der Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Es ist nicht zufriedenstellend, dass diese integrierten Schulformen eher gar nicht auf diese Personalressourcen zugreifen können; zumal die Kolleg:innen mit gymnasialem Lehramt in der Regel nach wie vor das Gymnasium bevorzugen, wenn sie eine Wahl haben. Hinzu kommt: Für viele Referendar:innen mit GHR-Lehramt sind Gesamtschulen die erste Wahl! Sie haben während ihrer Ausbildung das System kennengelernt, viele wurden dort ausgebildet, und wünschen sich solche integrativen Einsatzorte! Sie wollen dort wirken.

Bei allem Verständnis für die Personalnot der Dezernat-II-Schulen: Die Ausnahmen von der Regel müssen erweitert werden! Es müssen wieder mehr GHR-Lehrkräfte an Gesamtschulen und Oberschulen mit gymnasialem Zweig arbeiten dürfen; die Wahlfreiheit der Lehrkräfte muss gestärkt werden! Ein erster Kompromiss wäre, dass die Kolleg:innen, die an einer Gesamtschule ausgebildet werden, das Recht haben, dort bleiben zu dürfen. Erst dann macht auch die Ausbildung an diesen Schulformen wieder Sinn.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. René Mounajed | Stephan Lindhorst | Judith Brandes-Bock | Carsten Melchert | Gregor Ceylan | Sandra Heidrich