ANDERS, ABER ENDLICH WIEDER PRÄSENZ: DIE HERBSTTAGUNG DES SLVN AM 6.10.21

Präsenz auf Abstand in der Congress-Union in Celle

Herbst-Tagung des SLVN 2021: Diesmal hat man sich, ob SLVN-Mitglied oder nicht, im Vorfeld der Tagung in Celle anmelden müssen: Pandemiebedingt waren die Plätze in der Congress-Union auf 150 limitiert worden – schnell waren sie ausgebucht und viele Kolleginnen und Kollegen konnten nicht teilnehmen. Das war sehr schade und die vielen Absagen zu schreiben, fiel uns im Vorfeld der Tagung nicht leicht! Bleibt zu hoffen, dass wir in einem Jahr, am 6.10.2022, dieses Problem gar nicht haben werden und wieder mit vollem Haus tagen und uns besprechen können.
Darauf, dass sich ein Besuch von Celle lohne, wies der Oberbürgermeister der Stadt Celle, Dr. Jörg Nigge, gleich zu Beginn der Tagung hin.
Es folgte die Rede unserer Vorsitzenden Andrea Kunkel: Sehr klar führte sie dem Kultusminister und den Bildungspolitischen Sprecher*innen der Parteien, den Leitungen der Regionalen Landesämter und einigen Mitarbeiter*innen aus dem Kultusministerium vor Augen, wie drastisch sich der Arbeitsalltag für Schulleitungen in der Pandemie verändert hat: Es werde hohe Zeit, Gesundheitsfürsorge nicht nur für Schüler*innen, Lehrer*innen, sondern eben auch für Schulleitungen Ernst zu nehmen. Einen Beitrag dazu leisteten die zusätzlich ausgegebenen vier Leitungsstunden für Grundschulleitungen – aber das reiche bei Weitem nicht. Auch wenn kleine Schulsysteme am meisten belastet seien – die Leitungen anderer Schulformen müssten auch in den Blick genommen werden; und auch an den Grundschulen sei diese Entlastung ein Schritt in die richtige Richtung, aber auch nicht mehr. Werde sich an all dem nichts ändern, werde man weitere Schulleitungen verlieren (Abgabe des Amtes, vorzeitige Pensionierung, Überlastung, keine Bewerber*innen) und viele Schulen verlören ihre Köpfe. Andrea Kunkel betonte auch, dass ihr die bisherige Veränderung von der Landesschulbehörde hin zu den Regionalen Landesämtern noch nicht ausreiche. Auch die langjährige Forderung des SLVN nach Besoldungsgerechtigkeit (kein Leitungsamt unter A14) sei immer noch nicht eingelöst. Besonders stark applaudierten die Schulleitungen, als Andrea Kunkel die Probleme rund um die Plattform NILEP angesprach: Was da als Entlastung verkauft werde, sei in Wirklichkeit ein klarer Mehraufwand, der zudem an den Bedürfnissen von Schule vollständig vorbeigehe.

Der Kultusminister Grant Hendrik Tonne mit der SLVN-Vorsitzenden Andrea Kunkel und den Schulleitungen im Plenum im Gespräch

Der Kultusminister Grant Hendrik Tonne sagte diesbezüglich in seiner Rede zu, das NILEP-Portal solange zu überarbeiten, bis ein Konsens mit dem SLVN gefunden worden sei. Er nutzte die Gelegenheit in Celle, um den Schulleitungen im Land für ihren besonderen Einsatz in der Pandemie zu danken. In Bezug auf das Tagungsthema „Herausforderung Mensch sein: Handeln lernen gegen Antisemitismus“ stärkte der Kultusminister den Schulleitungen ausdrücklich den Rücken: Schulen seien die Orte der Gesellschaft, wo man Ausgrenzungstendenzen aller Art, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit angemessen begegnen müsse.

Es folgte der Vortrag von Marina Weisband, Diplom-Psychologin und Expertin für politische Bildung: Wie kann Schule Ausgrenzungstendenzen und Verschwörungstheorien angemessen begegnen? Das Wichtigste, was Frau Weisband den Schulleitungen mitgeben konnte, die durchaus oftmals Drohungen und Anfeindungen in der Pandemie ausgesetzt sind, war, sich in keiner Weise auf den Kern der Diskussion einzulassen. Man könne im beruflichen wie privaten Umfeld Verschwörungstheorien nur durch Umwege begegnen, nachfragen, wie es jemandem gehe o.ä. Wichtig sei es, sich als Schulleitung auf das Kerngeschäft von Schule zu beziehen: Der Präsenzunterricht von Schüler*innen. Der Kultusminister hatte vorab klar betont, dass das Land alles daran setze, den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten. Insgesamt legte Frau Weisband den Fokus für Veränderung klar auf ein Beteiligungskonzept: Wenn Schüler dächten: „Lehrer machen doch eh‘ was sie wollen“ sei der Weg geebnet für ein Denken wie „Die Politiker machen doch eh‘ was sie wollen.“ Frau Weisband schlug folgendes Beteiligungskonzept vor: Aus Konsument*innen sollten Gestalter*innen werden. Wie das in Schule gelingen könne, skizzierte die Referentin an ihrem Konzept AULA: Hier können sich alle SLVN-Mitglieder gerne hinwenden und sich informieren oder auch Projekte buchen (info@aula.de). In der sich anschließenden Diskussion der Schulleitungen wurde deutlich, dass diese das Thema mehrheitlich weiter fassen wollen, als im Vortrag angedacht. Ausgrenzungen aller Art seien das eigentliche Problem vieler Schulen. Außerdem kam der Vorschlag auf, mit Lehrkräften in Ausbildung in den Studienseminaren vertieft über Haltungen zu sprechen: Mündige Schüler*innen bräuchten Lehrer*innen mit Standing, so die Diskussion.

Der Vortrag von Diplom-Psychologin Marina Weisband als Zuschaltung

 

Abschied aus der Vorstandsarbeit: Andrea Kunkel und Katharina Badenhop verabschieden sich in Celle

Zuguterletzt teilten die Vorsitzende, Andrea Kunkel und die stellvertretende Vorsitzende, Katharina Badenhop, mit, in der sich anschließenden Mitgliederversammlung nicht erneut für ein Amt im Vorstand des SLVN kandidieren zu wollen: Von allen Seiten wurde dies bedauert, auch bereits zuvor vom Kultusminister, der die konstruktiv-kritische, stets vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Frau Kunkel und dem Vorstandsteam betonte. Aber auch viele Schulleitungen, insbesondere aus Grundschulen, betonten, wie wichtig und großartig sie die Arbeit von Andrea Kunkel empfunden haben. Ein großer Dank an beide hat die Veranstaltung geschlossen.
Der alte und der neue Vorstand haben sich im Resümee der Herbst-Tagung in Celle 2021 sehr erfreut über die Möglichkeit der Präsenzveranstaltung gezeigt. Auch die Idee, in der Pause kleine Snacks auf Kosten des Verbandes anzubieten, um die Abläufe an den Ausgabeständen zu minimieren, wurde als Ausnahme sehr begrüßt.
Insgesamt wurde deutlich: Es gibt viele dicke Bretter zu bohren in der Niedersächsischen Bildungspolitik: Der SLVN wird seine konstruktiv-kritische Arbeit fortsetzen und ein Schwergewicht in Bildungsfragen für Niedersachsen bleiben.

Text: Dr. René Mounajed | Fotos: Sandra Heidrich