Schulleiterqualifizierung 2.0

Einige Bereiche des Bildungswesens sind in schwerer See, andere bereits in Seenot. Der SLVN appelliert an die politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger, das Bildungsschiff wieder in sichere Gewässer zu führen. Exemplarisch dargestellt an den vier Bereichen Schulleitungsqualifizierung, Grundschulen, Demokratiebildung sowie Schulstruktur in Verbindung mit der Ausbildung von Lehrkräften zeigt der SLVN auf, was seiner
Meinung nach dringend zu tun ist, damit Niedersachsens Schulen wieder auf Kurs kommen, seefest werden und in ruhigere Gewässer gelangen.
Der Appell diesbezüglich lautet klar und einfach: Übernehmen Sie Verantwortung, treffen Sie Entscheidungen – und zwar JETZT!

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schulleiter:innen,

Quo vadis, QSL?
Bereits 2023 hat der SLVN auf die Missstände in der Schulleitungsqualifizierung hingewiesen. Seitdem hat sich die Situation leider nicht verbessert, sondern noch verschärft. Dabei war die Ausgangslage bis zur Pandemie eigentlich gut.
Auf dem Bildungsportal Niedersachsen finden sich zum Thema Qualifizierung von Leitungspersonal unter anderem die folgenden Ausführungen:

„In der Erstqualifizierung für schulisches Leitungspersonal kommen eigens vom NLQ qualifizierte und zertifizierte Trainerinnen und Trainer mit beruflicher Erfahrung zum Einsatz. […]
Ein besonderer Schwerpunkt ist die Qualifizierung der Schulleitungen. Sie tragen nach § 43 des Niedersächsischen Schulgesetzes die Gesamtverantwortung für die Schule und für deren Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung. Für den schulischen Entwicklungsprozess und die Erfolgswirksamkeit von Bildungsprozessen kommt ihnen daher eine zentrale Rolle zu. […]
Niedersächsische Schulen sollen von qualifizierten und innovativen Leitungspersönlichkeiten erfolgswirksam geleitet und gestaltet werden. Das erfordert, dass Leitungsprozesse aus einem klaren Rollenverständnis heraus zielorientiert angelegt sind. Sich widerstrebende Anforderungen in mehrdimensionalen Spannungsfeldern werden lösungsorientiert und professionell realisiert. Eine empathische Haltung ist dabei grundlegend.
Qualitätsentwicklung ist die Verständigung innerhalb der Schule über das Qualitätsverständnis und die Ausgestaltung des schulischen Handelns entsprechend der konkreten Rahmenbedingungen. In diesem Zyklus von sich immer wieder neu transformierender Qualität wird von professionell agierendem Leitungspersonal unter den Prämissen von Würdigung und Herausforderung eine zeitgemäße Umsetzung erwartet, die Flexibilität und Agilität im Bildungssystem ermöglicht.“

Quelle: https://bildungsportal-niedersachsen.de/erstqualifizierung-von-leitungspersonal (08.02.2024)

„Alle Mann an Deck!“, so schallte es im Sommer aus dem NLQ. Gemeint waren die Trainierinnen und Trainer der Schulleitungsqualifizierung, um den großen Rückstau an neu ernannten Schulleiterinnen und Schulleitern zu qualifizieren… und zwar in Präsenz. 20 Tage in Präsenz sollten es werden… dann wurden es 18. Und dann?
Für den SLVN ist klar, dass in Niedersachsen neu ernannte Schulleitungen erstklassig qualifiziert werden müssen, um die Qualitätsentwicklung an Schulen voranzubringen. Bis zur Pandemie hat dies zuverlässig auf hohem Niveau funktioniert. Neu ernannte Schulleitungen wurden 26 Tage von hervorragend ausgebildeten Trainerinnen und Trainern sowie externen Expertinnen und Experten in Präsenz für ihre Tätigkeit professionell geschult. Mit Corona kam der Bruch. Zunächst nachvollziehbar und von allen Beteiligten akzeptiert, wurde während der Zeit der Einschränkungen die Qualifizierungsreihe online fortgesetzt, um den Schulleitungen in den sehr aufreibenden und arbeitsintensiven Monaten Hilfestellung zu geben.


Die Hoffnung, nach der Pandemie wieder vollumfänglich in Präsenz tagen zu können, wurde leider über Bord geworfen.
Waren es von Juni 2022 bis Mai 2023 zunächst 17 Präsenztage (in vier Blöcken) und neun Onlinetage, sind auch für die aktuelle Kursfolge, die im Sommer 2023 begann, zunächst 20 Präsenztage geplant gewesen, die dann kurzfristig auf 18 verringert wurden. (Die 20 Präsenztage wurden von den Schulleitungen und Trainerinnen und Trainern vehement eingefordert und auch der SLVN hatte bereits im Frühjahr 2023 eine hochwertige Qualifizierung eingefordert.) Nachdem die Kursreihen an den Start gegangen waren und die Trainerinnen und Trainer die vollumfängliche Planungsarbeit mit der Vorbereitung der einzelnen Module als Präsenzveranstaltung erledigt hatten, mussten auf Vorgabe des NLQ mitten in der laufenden Kursreihe, also bei voller Fahrt, von den 18 Präsenztagen drei weitere Tage – und somit ein ganzes Modul in Präsenz – gestrichen und in ein Onlineformat überführt werden. Damit verbleiben aktuell nur noch 15 Tage in Präsenz, deutlich erhöhter Planungsaufwand für die Trainerinnen und Trainer sowie enttäuschte Schulleiterinnen und Schulleiter, die nun schlechter ausgebildet werden können und sich zurecht weniger wertgeschätzt fühlen.
Ab Mitte 2024 seien im Übrigen nach Informationen der Trainerinnen und Trainer durch das NLQ keine neuen Kurse möglich: So ist ein zielführender Abbau des Überhangs an noch zu qualifizierenden Schulleitungen nicht möglich.
Dabei wäre es doch so einfach:
Alle Beteiligten sind sich einig darüber, dass die Qualifizierungskurse für neu ernannte Schulleiterinnen und Schulleiter in Präsenz qualitativ hochwertiger und damit ertragreicher als online oder blended-learning Formate sind. Dieser Mehrwert lässt sich klar benennen. Er besteht vor allem aus der Netzwerkbildung vor Ort, die überregional stattfindet und auch nachhaltig bestehen bleibt, und der intensiven Auseinandersetzung in einem geschützten und vertrauensvollen Raum. Hier können zum Beispiel Simulationen schulleitungsrelevanter Aufgaben durchgeführt werden, z. B. die Erprobung von Konfliktgesprächen. Eine aktive Auseinandersetzung mit den vielfältigen Aufgaben, die Übernahme unterschiedlicher Perspektiven durch die schulformübergreifende Anlage der Module und die eigene Auseinandersetzung mit der Rolle als Schulleiterin bzw. Schulleiter, mit den eigenen Werten und der daraus resultierenden Haltung, die Übernahme von Führungsverantwortung – all diese Dinge können sich nur in Präsenz zielführend und nachhaltig entwickeln und somit langfristig zu einer Weiterentwicklung der jeweiligen Schule führen.

Aus all dem leiten sich für den SLVN die folgenden Ansprüche her:

  • Bereitstellung auskömmlicher finanzieller Mittel, um Qualifizierungskurse mit einem Präsenzanteil von mindestens 20 Tagen sicherstellen zu können.
  • Bereitstellung ausreichender Mittel, um den Überhang an bisher nicht qualifizierten Schulleitungen innerhalb von 24 Monaten abzubauen.
  • Verlässliche Zusagen des NLQ, dass einmal geplante und gestartete Kursreihen nicht wieder zusammengestrichen werden.
  • Eine transparente und frühzeitige Kommunikation vonseiten des NLQ mit den neu ernannten Schulleitungen und den Trainerinnen und Trainern.
  • Übernahme von Verantwortung seitens des MK hinsichtlich der Weiterentwicklung von QSL unter Einbeziehung von erfahrenen Trainerinnen und Trainern.

Diese Forderungen stehen selbstverständlich nicht nur für QSL, sondern auch für die anderen Q‑Produkte. Wenn das NLQ „gemeinsam Bildung besser machen“ (Leitbild NLQ) will und es ernst meint mit seinen formulierten und oben zitierten Beschreibungen, dann müssen jetzt von allen Stellen alle Kräfte mobilisiert werden, um eine erfolgreiche Qualifizierung mit maximalem Präsenzanteil zu realisieren. Volle Kraft voraus!

Verantwortung übernehmen – Entscheidungen treffen – JETZT!

Dr. René Mounajed │ Judith Brandes-Bock │ Stephan Lindhorst │ Carsten Melchert
Jan Pössel │ Andrea Ruppert