Blitzlicht am Tag zwei der Schulöffnungen an weiterführenden Schulen

Hannover, 28.04.2020

„Eigentlich müssten wir als Schulleiter*innen doch richtig glücklich sein – endlich sind seit Montag, 27.4.2020, wieder Schüler*innen in der Schule und gemeinsam mit unseren Lehrkräften können wir endlich wieder real, präsent unserer Aufgabe nachkommen. Wir sind aber nicht glücklich! Wir machen uns Sorgen um die Menschen unserer Schulgemeinschaft und fragen uns erneut, ob Abschlussprüfungen und sogar die Abiturprüfungen so notwendig sind.“
Eine Bestandsaufnahme aus einer Integrierten Gesamtschule ergibt: „Gestern waren nicht gleichzeitig, sondern peu à peu, ca. 300 Menschen dort: Das geht ganz schnell: Abiturient*innen gestaffelt nach Tutoriaten, der halbe 10. Jahrgang, die Abschlussprüfler des 9. Jahrgangs, die Kinder in der Notbetreuung, die Kolleg*innen und die Mitarbeiter*innen.“
Die meisten Gymnasien haben in diesem Jahr gar kein Abitur, Abschlussprüfungen in den Jahrgängen 9 und 10 gibt es in dieser Schulform nicht. Es sind vor allem die Gesamtschulen und Berufsschulen, die sowohl die Abschlussprüfungen als auch das Abitur durchführen und damit viele Menschen in die Schulen lassen. Und es betrifft alle Haupt-, Real- und Oberschulen sowie einige Förderschulen, die ebenfalls Abschlussprüfungen in Jahrgang 9 und 10 durchführen. Viele Schüler*innen der Prüfungsjahrgänge, die mit Angehörigen in einem Haushalt leben, die zu Risikogruppen gehören, können nicht mehr am Präsenzunterricht und damit an der Prüfungsvorbereitung teilnehmen. Die Ausgangsbedingungen sind also nicht mehr gleich und damit ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse nicht mehr gewährleistet. Außerdem muss jedem dieser Schüler*innen die Möglichkeit eingeräumt werden, alle Prüfungen und mögliche Zusatzprüfungen in einem gesonderten Raum mit einer gesonderten Aufsicht abzulegen. Hier stellt sich die Frage, ob Aufwand und Nutzen noch im Verhältnis stehen. Stellungnahmen von Schüler*ìnnen der Abschlussjahrgänge, die dem SLVN vorliegen, bestätigen das eindrucksvoll. Darüber hinaus können wir schon jetzt als Schulleiter*innen feststellen, dass es bzgl. der Abschlussprüfungen der Jahrgänge 9 und 10 zu erheblichen Auswirkungen auf den „regulären“ Unterricht kommen wird. An Prüfungstagen wird kein Unterricht für die anderen Jahrgänge in der Schule stattfinden können.

Der SLVN bekräftigt erneut auf dieser Grundlage seine Position, auf die Abschlussprüfungen 2020 in den Jahrgängen 9 und 10 zu verzichten. Diese sollten als Angebot vorgesehen werden für Schüler*innen, die ihren bisherigen Leistungsdurchschnitt noch verbessern müssen oder wollen. Alle anderen Schüler*innen sollte man von den Prüfungen aus Gründen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes befreien. Dieses Verfahren gilt es entsprechend auf die Abiturprüfungen 2020 anzuwenden.

Andrea Kunkel | Katharina Badenhop | René Mounajed | Stephan Lindhorst